Verjüngung und Verjüngungsarten

Gewöhnlich findet die Waldverjüngung im zeitlichen und räumlichen Zusammenhang mit der Verjüngungsnutzung statt. Die Verjüngung des Waldes erfolgt u.a. durch Samen (Naturverjüngung oder Saat), Pflanzen (Umpflanzung von Wildlingen oder Pflanzung von Baumschulpflanzen), Stockausschläge, Wurzelbrut und Steckreiser. Verjüngung kann sich sowohl natürlich etablieren als auch künstlich eingebracht werden.

Das Stadium der Waldverjüngung eignet sich besonders gut, um notwendige Veränderungen am Charakter des Waldes vorzunehmen (z.B. Baumartenwechsel im Rahmen des Waldumbaus). Für welches Verjüngungsverfahren sich entschieden wird, hängt von den gegebenen Bedingungen im Bestand ab (Klima, Bestandesstruktur, Boden, Forstschutzrisiken usw.).

Baumartenauswahl

Im Rahmen der Waldverjüngung ergeben sich mehrere Möglichkeiten zur Beeinflussung und Steuerung der Artenzusammensetzung der nächsten Waldgeneration. Bei natürlichen Verjüngungen sind hierbei durch das Samenbaumpotential der Fläche, der vorhandenen Vorausverjüngungen und die Art und Weise der Verjüngungsnutzung etwas engere Grenzen gesetzt.

Dagegen besteht bei künstlicher Verjüngung (zumeist durch Pflanzung) ein sehr großer Spielraum zur Gestaltung des zukünftigen Waldbildes hinsichtlich der Artenzusammensetzung, dem zeitlichen Nacheinander und der räumlichen Verteilung.

Häufig lässt sich der Waldeigentümer bei der Baumartenwahl von eigenen Zielvorstellungen und besonderen Ansprüchen an die Erfüllung von Waldfunktionen leiten (z.B. hoher Holzertrag, Brennholzsortimente für den eigenen Bedarf, Trinkwasserverbesserung oder besonders attraktive Wälder aus Sicht des Naturschutzes oder Erholungssuchender).

Grenzen eines sinnvollen Baumartenanbaus ergeben sich bei diesen Gedankenspielen mit Blick auf das lokale Klima und die speziellen Bodeneigenschaften der zu beplanenden Waldfläche (z.B. hinsichtlich Frostgefahren, Wasserüberschuss, Trockenheit, Bodennährkraft).

Standortsgerechte Baumarten- und auch Waldbildempfehlungen (sog. Bestandeszieltypen oder Waldentwicklungstypen) beruhen daher auch auf der Charakterisierung des Bodens (Nährkraft, Substrat, Wasserhaushalt usw.) und auf der Einschätzung des Klimas (Mittelwerte der Jahrestemperatur, Niederschlagsmengen, Vegetationszeitlänge, pflanzenverfügbares Wasser u.ä.).

Da sich das Klima allmählich verändert und Bäume über Jahrzehnte wachsen und diesem Klimawandel ausgesetzt sein werden, berücksichtigen die neuesten Baumartenempfehlungen bereits das projizierte Klima der Zukunft. Für den Freistaat Thüringen sind beispielsweise im Jahr 2011 neue Baumartenempfehlungen herausgegeben worden, über die Sie Ihr zuständiges Forstamt gern informiert.

Die Vielfalt möglicher Baumarten, Standorte (Klima und Boden) und Erwartungen an den Wald macht einfache, alternativlose Empfehlungen zur Baumartenwahl faktisch unmöglich. Daher zeigen gute Baumartenempfehlungen geeignete Alternativen auf und überlassen dem Waldeigentümer einen angemessenen Ermessensspielraum z.B. bei der Kombination möglicher Haupt-, Misch- und Nebenbaumarten.

Auch nach der Baumartenwahl sind die Anteile einzelner Baumarten im Bestand durch waldbauliche Maßnahmen (Pflegen) noch steuerbar. Wünschenswerte Baumarten können zeitiger oder auch noch etwas verspätet durch Pflanzung (z.B. Nachanbau, Ergänzung) in das Waldbild integriert werden.

Naturverjüngung

Unter dem Begriff Naturverjüngung wird die natürliche Verjüngung eines Bestandes z.B. durch Aufschlag (schwersamige Früchte wie Eicheln, Nüsse) bzw. Anflug (leichtsamige, meist geflügelte Samen) von Samen oder Früchten von Wald-(Mutter-)bäumen, durch Stockausschläge oder auch durch Wurzelbrut zusammengefasst. Auch die Verjüngung aus tierisch verbreiteten Samen und Früchten (z.B. Hähereichen, Kirsche oder Eibe im Vogelkot) gehören zur Naturverjüngung.

Grundsätzlich wird bei Walderneuerungen der Naturverjüngung der Vorzug gegeben, da sie gegenüber Pflanzung und Saat einige Vorteile besitzt (u.a. ungestörte Wurzelentwicklung, häufig Aufwuchs im Halbschatten, hohe Stückzahlen, meistens genetisch besonders vielfältig, kostengünstig durch den Wegfall von Kosten aus Pflanzen- oder Saatgutankauf, Pflanzung oder Saat und anschließenden Pflegen).

Erfolg, räumlicher und zeitlicher Verlauf der Naturverjüngung werden wesentlich mitbestimmt durch die Wahl der Verjüngungsnutzung. Voraussetzung für das Gelingen von Naturverjüngungen ist die räumliche Nähe zu und das zeitliche Zusammenspiel mit tatsächlich fruktifizierenden Mutterbäumen (bzw. mit Quellen für Stockausschläge und Wurzelbrut), insbesondere der Baumarten, die man wirklich verjüngen möchte.

Es sind aber auch Waldbilder mit Altbeständen denkbar, die sich weniger gut zur Naturverjüngung eignen (z.B. falsche Baumart, ungeeignete Herkunft, schlechte und genetisch fixierte Qualität).

Kunstverjüngung

Pflanzung

Die künstliche Verjüngung durch Pflanzen, Steckhölzer u.ä. mit Hilfe manueller oder mechanisierter Verfahren wird als Pflanzung bezeichnet. Durch Pflanzungen ist das Einbringen von diversen Baumarten verschiedener Dimension theoretisch auf jedem Standort möglich. Dadurch ist die Pflanzung ein probates Mittel für einen Baumartenwechsel oder auch die Anreicherung von spärlichen oder homogenen Verjüngungen mit weiteren Arten. Bei Pflanzungen sollte man sich aufgrund dieser möglichen Vielfalt im besonderen Maße mit der Baumartenwahl auseinandersetzen.

Pflanzungen sind im Frühjahr, im Spätsommer und im Herbst möglich, sofern der jeweilige Wasserhaushalt am Waldort ausreichend ist. Neben der Witterung während der Pflanzung bestimmen die Pflanzgutqualität und -frische den Erfolg der Pflanzung (Anwuchs). Bei Pflanzungen ist das Forstvermehrungsgutgesetz zu beachten.

Im Zusammenhang mit der Pflanzung entstehen Kosten z.B. für die Beschaffung und den Transport des Pflanzgutes, eventuell für Flächenvorbereitungen und Bodenbearbeitungen, für die eigentliche Pflanzung, für den Schutz der Pflanzen usw., die im Gegensatz dazu bei Naturverjüngung nicht anfallen. Für Pflanzungen der wichtigsten Baumarten liegen Empfehlungen vor, mit welchen Stückzahlen pro Hektar, mit welchen Reihen- und Pflanzabständen zielführend gearbeitet werden sollte.

Besonderen Gefahren wie z.B. Vergrasungen der Fläche kann man im Rahmen der Pflanzung mit der Wahl des Pflanzensortimentes begegnen (älter oder jünger, größer oder kleiner, verschult oder unverschult). Schwierige Boden- und Anwuchsbedingungen können auch durch Pflanzen aus Topf oder Container verbessert werden

Saat

Erfolgreiche künstliche Verjüngungen durch Samen sind beispielsweise für Eiche, Rotbuche, Weißtanne und Birke (Schneesaat) bekannt. Früher war auch die Nadelholzmischsaat aus Fichte, Kiefer (und je nach Region Tanne und/oder Lärche) üblich.

Saaten erfolgen heute meistens plätze- oder reihenweise per Hand oder Maschine im Zusammenhang mit einer Vorbereitung des Waldbodens (Plaggen, Eggen usw.), da der rasche Anschluss des Keimlings an den feuchten Mineralboden gewährleistet werden sollte. Maßgeblichen Anteil am (Miss-)Erfolg von Saaten haben Qualität und Menge des Saatgutes und dessen Vorbereitung auf die Aussaat (Stratifizierung, Quellung usw.).

Auch bei der Saat ist das Forstvermehrungsgutgesetz zu beachten, sofern man mit Saatgut aus fremden Forstbetrieben arbeitet.

Saaten sind teurer als Naturverjüngungen, weil Kosten für das Saatgut, den Saatguttransport, die eigentliche Saat und zeitgleiche Bodenvorbereitung anfallen. Dennoch liegen die Kosten meistens unter denen der Pflanzung, da keine Pflanzen beschafft werden müssen und auch die teure Pflanzung nicht praktiziert werden muss.

Ist das Saatgut qualitativ gut und ausreichend, so hat die Saat gegenüber der Pflanzung einige Vorteile, wie hohe Stückzahl, gute genetische Vielfalt, gutes Wurzelwachstum. Wie bei Pflanzungen so ergeben sich auch bei der Saat einige Freiheiten bei der Baumartenwahl und der Gestaltung eines räumlichen und zeitlichen Neben- und Miteinander verschiedener Baumarten.

Frische Saaten sind relativ attraktiv für Tier- und Wildarten, v.a. für Vögel und Wildschweine. Besonders gut gelungene Saaten können durch hohen Dichtstand sehr frühzeitig Pflegen notwendig machen.