Waldschutz

Nonnenspinner (Lymantria monacha)

Nonnenspinner (Foto: ThüringenForst)
Nadelabbisse auf dem Boden (Foto: Mathias Stürtz)
Puppenhülse der Nonne am Stamm (Foto: ThüringenForst)
Kotkrümel der Nonnenraupe (Foto: Mathias Stürtz)

Befallsmerkmale

Junge Raupen fressen an Knospen und Maitrieben. Ältere Raupen auch an den Altnadeln. Der Fraß ist sehr verschwenderisch und auf dem Boden werden viele grüne Nadelreste gefunden. Die Raupen produzieren sehr viel Kot, welcher charakteristisch geformt auf dem Waldboden zu finden ist.

Forstliche Bedeutung

Das Schadausmaß ist von der Baumart abhängig. Fichten sterben nach einmaligem Kahlfraß ab. Durch das Fehlen der schattenspendenden Nadeln wird das Kambium überhitzt und stirbt ab. Kiefern können in Abhängigkeit von Vorschädigung und folgender Witterung Fraßschäden bis zu einem Nadelverlust von 80 % überstehen.

In Mischbeständen von Kiefer und Fichte wird die Fichte selektiv herausgefressen. Sich abspinnende Larven führen bei der Kiefer zu einer Entlastung während sie bei der Fichte auf dem nächsten Astquirl landen und sofort weiterfressen können.

Überwachung

Durchführung des mehrstufigen Überwachungssystems bei der Nonne durch:
1. Vorwarnsystem mit Lockstoff-Fallen (Falterfänge > = Warnschwelle dann)
2. Klassische Überwachungsmaßnahmen (in der Rangfolge)

  • Falterflug an Zählstammgruppen

  • Puppenhülsensuchen am Stamm

  • Eigelegesuchen

  • Leimringkontrolle

  • Kotfallkontrolle als operative Schnellüberwachung

Der Anwendungsbereich der einzelnen Überwachungsmaßnahmen und das Zählverfahren werden in Abhängigkeit von der vorjährigen Falterdichte und der aktuellen Gefährdungssituation von der Hauptstelle für Waldschutz im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha festgelegt.

Bekämpfungsmaßnahmen

Im Interesse der Erhaltung ganzer Waldbestände können Gegenmaßnahmen notwendig werden. Der Einsatz von zugelassenen chemischen Pflanzenschutzmitteln gegen Junglarven erfolgt im Frühjahr. In jedem Fall sollte das zuständige Forstamt oder die Hauptstelle für Waldschutz im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha in die Entscheidung eingebunden werden!

Große Fichtengespinstblattwespe (Cephalcia abietis)

Fichtengespinstblattwespe Männchen und Weibchen (Foto: ThüringenForst)
Gespinste der Larven der Fichtengespinstblattwespen (Foto: ThüringenForst)
Nymphen der Fichtengespinstblattwespe (Foto: ThüringenForst)

Befallsmerkmale

Typisch für die Gespinstblattwespe sind die von den Larven gebildeten Gespinste, die mit Kot angefüllt sind. Diese Gespinste oder Kotsäcke sind zunächst grün, später rotbraun gefärbt. Bei starkem Befall überziehen diese Gespinste ganze Äste.

Beim beginnenden Fraß sind die etwa walnussgroßen Gespinste nur mit dem Fernglas erkennbar. Verstärktes Brechen des Schwarzwildes (nach überliegenden Larven) in den Beständen kann ein Hinweis auf ein starkes Vorkommen der Gespinstblattwespe sein.

Forstliche Bedeutung

Massenvermehrungen in 60- bis 120-jährigen Fichtenreinbeständen, in der Regel 600 bis 1000 m über NN, gelegentlich auch im Flachland. Bei starken Fraßschäden (Kahlfraß auch an Maitrieben) kann es zum Absterben von Fichten kommen, sonst nur Zuwachsverluste und erhöhte Gefährdung durch Borkenkäferbefall.

Überwachung

Zur Überwachung werden im Herbst (Oktober) bzw. auch Frühjahr (April) bis 30 cm tief im Mineralboden Bodensuchen nach den Nymphen in ausgewählten Beständen durchgeführt. Ermittlung der Anzahl gesunder weiblicher Pronymphen/m² (deutlich größer als die männlichen Pronymphen): bei 50 gesunden weiblichen Pronymphen/m² in einem vitalen Fichtenbestand kann mit starken Fraßschäden gerechnet werden. 

Bekämpfungsmaßnahmen

Eine Bekämpfung mit Luftfahrzeugen kann bei einer festgestellten Bestandesgefährdung etwa ab Anfang Juli mit einem dafür zugelassenem Pflanzenschutzmittel erfolgen.

Großer Buchdrucker (Ips typographus)

Rammelkammer mit Buchdruckerweibchen im Muttergang und Einischen (Foto: ThüringenForst)
Braunes Bohrmehl vom Buchdrucker (Foto: ThüringenForst)
Borkenkäfer-Pheromonfalle (Foto: ThüringenForst)
Brutbild Großer Buchdrucker (Foto: ThüringenForst)
Grafik zur Kontrolle auf Stehendbefall (Grafik: ThüringenForst)

Befallsmerkmale

  • Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm

  • Auswurf von braunem Bohrmehl, sichtbar auf Rindenschuppen und auf Spinnweben, am Stammfuß

  • Spechteinhiebe, helle Flecke auf der Rinde

  • plötzliche Gelb- oder Rotfärbung der Krone von unten

  • Abfallen großer Rindenstücke, das helle Splintholz wird sichtbar oft bei noch grüner Krone

Forstliche Bedeutung

Der Borkenkäfer Großer Buchdrucker, Ips typographus gehört wohl zu den gefährlichsten Forstschädlingen der Baumart Fichte. Die Brutentwicklung der Borkenkäfer erfolgt unter der Rinde. Durch das Ausnagen der Larvengänge wird die Bastschicht des Baumes zerstört und der Saftstrom des Baumes unterbrochen, der die Wurzeln mit Nährstoffen versorgt. Das führt bei einem Massenbefall zum Absterben des Baumes.

Der Buchdrucker ist wie die meisten Borkenkäfer-Arten normalerweise ein Sekundärschädling. Für eine erfolgreiche Besiedlung der Fichte ist vor allem der physiologische Zustand des Baumes ausschlaggebend. Die Befallsbereitschaft der Fichte (die Disposition) kommt in der Regel über Einflüsse

zustande, die den Wasserhaushalt und damit das Abwehrvermögen (den Harzdruck) nachhaltig beeinflussen.

Die folgenden Gegebenheiten begünstigen eine Buchdruckermassenvermehrung:

1. im Frühjahr ausreichend bruttaugliches liegendes Holz ( Sturmwurf und -bruch, Schneebruch),

2. eine hohe Käferdichte in den Beständen,

3. optimale Witterungsbedingungen für die Käferentwicklung,

4. eine Disposition der Fichten für erfolgreichen Stehendbefall durch die Käfer (Trockenstress,

Immissionen, nadelfressende Insekten, Luftschadstoffe).

Überwachung

Kontrolle auf Stehendbefall

Grundlage ist die intensive regelmäßige Kontrolle von potentiell gefährdeten Fichten-Beständen ab Alter 40 auf frischen Stehendbefall. Dazu zählen:

  • alle Befallsorte des Vorjahres

  • südexponierte Bestandesränder

  • unterdurchschnittlich wasserversorgte Lagen

  • nicht standortsgemäße Bestockung

  • Umgebung von Schadflächen mit Bruch- und Wurfholz

  • Umgebung von Holzlagerplätzen.

Kontrollzeitraum

Nach dem ersten Schwarmflug im Frühjahr im 2wöchigem Rhythmus, in der Massenvermehrung im 1-wöchigem Rhythmus

Dokumentation

Führung einer Borkenkäferkarte mit den aktuellen Befallsstellen (Planungshilfe) für die weiteren Überwachungsmaßnahmen ist sinnvoll

Kontrolle auf Liegendbefall

Monatliche Kontrolle des eingeschlagenen oder aufbereiteten im Wald lagernden Holzes, das nicht bis zum Schwarmbeginn bzw. nach Schwarmbeginn innerhalb von sechs Wochen vollständig zur Abfuhr gelangt sowie alle unaufbereiteten Brüche und Würfe und bruttauglichen Resthölzer.

Befallskennzeichen

Auswurf von braunem Bohrmehl, Einbohrlöcher der Käfer, so lange nicht vom Regen abgespült, auch mit braunem Bohrmehl

Bekämpfungsmaßnahmen

Saubere Waldwirtschaft

Der Grundgedanke der sauberen Waldwirtschaft ist, alles bruttaugliche Holz (altersschwache, kranke, gebrochene oder geworfene Bäume nach Sturm oder Nassschneeeinwirkung, Hiebsreste u.a.) aus den Beständen zu entfernen, um so einer Massenvermehrung von Rindenbrütern vorzubeugen. Durch diesen Brutraumentzug werden die Käferdichten auf einem niedrigen Stand gehalten.

Zu den Grundprinzipien der sauberen Waldwirtschaft gehören

  • rechtzeitige Holzabfuhr aus dem Wald vor Flugbeginn der Käfer

  • Entrindung von bruttauglichem eingeschlagenem Holz

  • Nasslagerung von Holz

  • Hacken oder Mulchen von Resthölzern

Integriertes Bekämpfungsverfahren

Das integrierte Bekämpfungsverfahren besteht aus der Umsetzung der sauberen Waldwirtschaft, der laufenden Überwachung der Bestände auf frischen Stehendbefall, der Verminderung der Population durch Fangbäume oder Lockstoff(-Pheromon)-Fallen (biotechnische Verfahren) und der Sanierung befallener Käferbäume.

Erkannter frischer Stehendbefall durch den Buchdrucker muss umgehend saniert werden, d.h. sofortiger Einschlag und Entrindung der befallenen Bäume noch im weißen Stadium (Larven oder Puppen im Brutbild), so dass die Brut vertrocknen kann. Befinden sich bereits Jungkäfer (hellbraun) unter der Rinde, sind folgende Maßnahmen zu empfehlen:

  • Abtransport an ungefährdete Orte außerhalb des Waldes,

  • Entrindung auf Unterlagen und Verbrennen der befallenen Rinde (Waldbrandgefahr),

  • Behandlung der Rinde bzw. tropfnasse Spritzung der befallenen Hölzer (Vor-Ausflug-Behandlung) mit einem zugelassenen Insektizid.

Kupferstecher (Pityogenes chalcographus)

Einbohrloch mit braunem Bohrmehl (Foto: Mathias Stürtz)
Nadelverfärbungen und beginnendes Abfallen von Nadeln und Rinde nach massivem Kupferstecherbefall (Foto: Mathias Stürtz)
Rammelkammer in der Rinde mit Käfer (Foto: Mathias Stürtz)

Befallsmerkmale

Der ca. 2 mm große Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) ist ein in unseren Breiten häufig vorkommender rindenbrütender Borkenkäfer an Nadelholz. Bevorzugt befallen werden Fichten-Arten (Picea spec.), aber auch Kiefern (Pinus spec.) gehören zum Wirtsbaumspektrum, hier insbesondere die Strobe [Pinus strobus].

Der Käfer legt sein Brutbild in dünnrindigen Partien, also im Wipfelbereich und an Ästen älterer Bäume sowie an jüngeren Pflanzen im Dickungs- und Stangenholzstadium an. Beschrieben werden auch Schäden an Kulturen bis herab zu fünfjährigen Pflanzen. Vom Charakter als typischer Sekundärschädling eingeschätzt, besitzt er jedoch das Vermögen unter optimalen Bedingungen primär schädigend aufzutreten.

Solchen, oft als Massenvermehrung in Erscheinung tretenden Ereignissen, gehen häufig begünstigende Bedingungen voraus. Dazu zählen z. B. Trockenstress für Fichtenbestände aufgrund von Niederschlagsdefiziten in der Vegetationszeit oder massives Brutraumangebot in Folge von Nutzungs- und Pflegemaßnahmen.

Häufig tritt der Kupferstecher vergesellschaftet mit dem deutlich größeren Buchdrucker (Ips typographus) auf und führt dabei zu erheblichen Schäden an der Bestandesstruktur. In jüngeren Beständen ist der Befall im frühen Stadium an den oftmals mit braunem Bohrmehl verdeckten Einbohrlöchern (siehe Foto) zu erkennen.

Nach der erfolgreichen Anlage einer Rammelkammer, welche bei stärkerer Rinde vollständig in diese eingeschlossen ist, fressen die weiblichen Käfer sternförmig drei bis sechs Muttergänge mit mehreren Zentimetern Länge. Von diesen Muttergängen aus entwickeln sich bis zu vier Zentimeter lange, dicht beieinander liegende Larvengänge. Nach Abschluss des Fraßes werden von den Larven am Ende des Ganges Puppenwiegen angelegt. Die Jungkäfer verlassen diese indem sie sich durch die Rinde nach außen nagen.

Bereits bei der Anlage der Muttergänge kommt es zu einer Störung im Stofffluss des Wirtsbaumes, welche durch die voranschreitende Entwicklung der Larvengänge noch verstärkt wird. Nach Abschluss des Larvenfraßes lässt der Baum durch eine deutliche Welke und Vergilbung der Nadeln den erfolgreichen Befall erkennen. Meist ist es im Sommer zu diesem Zeitpunkt für eine Sanierung zu spät, da die Jungkäfer den Brutbaum bereits zu großen Teilen verlassen haben.

Wird stehendes oder liegendes Befallsholz im Spätsommer/Herbst erkannt ist eine Sanierung bis zum kommenden Frühjahr sinnvoll, da der Kupferstecher in der Regel im Brutbild überwintert und durch die Entfernung dieses Materials wirksam reduziert werden kann.

Forstliche Bedeutung

Der Kupferstecher brütet bevorzugt in vorgeschädigten, kränkelnden Bäumen sowie in frisch eingeschlagenem Holz bzw. dessen Schlagabraum. Unter den bereits erwähnten Bedingungen ist er jedoch auch in der Lage völlig gesunde Bäume in Massen zu befallen und damit zum Absterben zu bringen.

Da die potenziellen Wirtsbäume vorrangig in jungen Altersklassen zu finden sind, ist der durch den Befall entstandene Holzverlust eher gering, größer ist der waldbauliche Schaden an der sich auflösenden Bestandesstruktur bzw. der vernichteten Verjüngung sowie der finanzielle Schaden durch die entstandene Hiebsunreife.

Beim gemeinsamen Auftreten mit dem Buchdrucker, insbesondere in großen und gleichaltrigen Fichten-Reinbeständen kann es zu erheblichen Schadflächen, verbunden mit massiven Holzverlusten kommen. Der anfallende Schlagabraum bei der Sanierung dieser komplexen Käferherde bietet erneut sehr gute Brutmöglichkeiten für diesen Borkenkäfer.

Aufgrund der Biologie des Kupferstechers ist die Gefährdung durch die Besiedelung der verbliebenen Schlagreste am geringsten, wenn die Einschlags- bzw. Pflegemaßnahmen von August bis Oktober stattfinden. Verbleibender Schlagabraum aus den Wintermonaten bis hin zum Juli ist dagegen ideales Brutmaterial und kann zum Initial für eine Massenvermehrung werden.

Grundsätzlich gilt auch hier, dass zur Vermeidung von Insektenschäden im Wald eine standortgerechte Baumartenwahl sowie eine horizontale und vertikale Strukturierung von Mischbeständen ökonomisch und ökologisch von Nutzen sind.

Überwachung

Die Früherkennung von Kupferstecherbefall anhand der Einbohrlöcher ist nur in jüngeren Beständen möglich. Sobald sich dieser im Kronenbereich älterer Fichten entwickelt ist er mit dieser Methode nicht mehr rechtzeitig zu erfassen. Grundsätzlich sollten bestimmte Risikogebiete hinsichtlich einer übermäßigen Käferentwicklung regelmäßig kontrolliert werden.

Hierzu gehören vorrangig Bestände in deren Umfeld eine Nutzung stattgefunden hat und erhebliche Mengen Kronen- und Astmaterial auf der Fläche verblieben sind. Dieses ist ab einem Durchmesser von drei Zentimetern noch über mehrere Monate als Brutmaterial für den Kupferstecher geeignet. Eine ähnliche Gefährdung geht von Holzlagerplätzen mit dünneren Sortimenten sowie Waldlagerplätzen für Energieholz aus.

Da sich in trockenen und überdurchschnittlich warmen Monaten zwischen April und September die Bedingungen für eine Massenvermehrung deutlich verbessern, sollten in solchen Perioden auch Kulturen, Dickungen und Stangenhölzer auf schlecht wasserversorgten Standorten in die Überwachung einbezogen werden. Ebenso bedürfen Forstorte, in denen Käferherde in den vorangegangenen zwei Jahren auftraten, einer erhöhten Aufmerksamkeit.

Für das Monitoring des Schwarmfluges der Käfer können Lockstoff-Fallen mit einem artspezifischen Aggregationspheromon genutzt werden. Die Erkenntnisse zum Schwarmflugbeginn, dessen weiteren zeitlichen Verlauf und der Intensität des Käferfluges lassen Rückschlüsse auf eine eventuell bestehende Gefährdung in den Bereichen der Monitoringfallen zu.

Bekämpfungsmaßnahmen

Die wirksamste Maßnahme zur Verhinderung bzw. Begrenzung des Kupferstecherbefalls ist der konsequente Entzug von potenziellem Brutraum. Im Zuge einer sauberen Waldwirtschaft bedeutet dies: 

  • Schnelle Entfernung oder Vernichtung besiedelter Bäume aus dem Bestand, solange sich noch Larven oder Jungkäfer unter der Rinde befinden.

  • Entfernung oder Vernichtung von besiedeltem bzw. potenziellem Brutraum (Schlagreste) durch Mulchen oder Verbrennen. Hierbei sind aktuell geltende Regelungen zu beachten (Genehmigungen für Verbrennung, Waldbrandschutz etc.).

Im Rahmen des integrierten Waldschutzes besteht auch die Möglichkeit zugelassene Pflanzenschutzmittel (PSM) anzuwenden. Diese Anwendungen sollten jedoch erst dann erfolgen, wenn alle anderen Maßnahmen keinen Erfolg mehr versprechen und die Gefahr einer Massenvermehrung besteht. Hierzu zählen: 

  • Einzelstamm- oder lagerweise Spritzung zugelassener Insektizide gegen rindenbrütende Borkenkäfer am liegenden Holz.

  • Abdeckung von liegenden Einzelstämmen oder Holzlagern mit Insektizidnetzen welche für die Anwendung gegen rindenbrütende Borkenkäfer zugelassen sind.

  • Einsatz von PSM-behandelten Fangholz-(Fangreisig) haufen, welche mit Insektiziden behandelt wurden, die eine Zulassung gegen rindenbrütende Borkenkäfer in Verbindung mit Fangholzhaufen besitzen.

Bei allen Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln sind die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen, Anwendungsauflagen und Schutzbestimmungen zu beachten. Pflanzenschutzmittel dürfen grundsätzlich nur von Personen ausgebracht werden, die im Besitz eines amtlich ausgestellten Sachkundenachweises sind (Ausnahme: Nichtberufliche Anwendungen im Haus- und Kleingartenbereich mit dafür zugelassenen PSM).

Hallimasch (Armillaria spec.)

Mycellappen des Hallimasch unter der Rinde (Foto: ThüringenForst)

Befallsmerkmale

Bei Nadelbäumen intensive Rotfärbung; anfangs Gelbfärbung der Maitriebe und einzelne rote Altnadeln, schüttere Benadelung. Unter der Rinde (vor allem am Stammfuß) weiße Mycellappen sowie schwarze Rhizomorphen. An jungen Bäumen starker Harzfluss (Harzsticken). Im Herbst Fruchtkörper möglich. Oft mehrere benachbarte Bäume erfassend (Hallimaschlöcher).

Forstliche Bedeutung

Befallen werden alle Altersklassen, insbesondere geschwächte Bäume. Gehäuft nach Trockenjahren oder Einwirkung anderer Stressoren.

Rotfäule (Heterobasidion parviporum)

Rotfäule im fortgeschrittenen Stadium (Foto: Mathias Stürtz)
Fruchtkörper des Wurzelschwammes (Foto: Mathias Stürtz)
Wuchsdeformation an Fichte (Foto: Mathias Stürtz)
Hoher Anteil an Rotfäule im Schichtholz (Foto: Mathias Stürtz)

Befallsmerkmale

Als „Rotfäule“ wird im forstlichen Sprachgebrauch das Aufsteigen von Weißfäuleerregern im Stamm bezeichnet. Diese Erreger können neben Zellulose und Hemizellulosen auch Lignin abbauen.

Das befallene Holz verfärbt sich ringförmig rötlich bis braun, wird sehr leicht und porös. Es zerfällt dadurch im fortgeschrittenen Befallsstadium rasch, wodurch sich Hohlräume im Stamminneren bilden, welche jedoch von außen häufig nicht erkannt werden können.

Ein äußerlich gut erkennbares Indiz für den fortgeschrittenen Befall ist der sogenannte „Flaschenhals“, eine durch die Infektion induzierte Wuchsdeformation im Bereich des Erdstammstückes der Fichte. Hervorgerufen wird diese Holzfäule in den häufigsten Fällen (zu ca. 70 %) durch den Wurzelschwamm (Heterobasidion spec.), seltener dagegen durch Hallimasch-Arten (Armillaria spec.) oder dem Wilden Hausschwamm (Serpula himantioides).

Die Infektion mit Heterobasidion spec. erfolgt direkt über die Wurzeln durch die im Boden befindlichen Basidiosporen dieses parasitisch lebenden Pilzes oder durch den Wurzelkontakt mit benachbarten infizierten Bäumen.

Effiziente Überwachungsverfahren für Heterobasidion spec. existieren zurzeit nicht. In Thüringen wird im Rahmen des Waldschutzmeldedienstes die Schadholzmenge durch Rotfäule erfasst, welche im Rahmen des Holzeinschlages erkannt wird. Im Zuge der Verkehrssicherungspflicht wird empfohlen, ältere Fichten in Risikobereichen wie Straßenrändern oder im öffentlichen Grün, auf den Befall mit Rotfäule zu prüfen, um ggf. Einschränkungen in der Standsicherheit und Bruchfestigkeit rechtzeitig zu erkennen.

Forstliche Bedeutung

Die wirtschaftliche Bedeutung von Heterobasidion spec. liegt zum einen in seiner Fähigkeit, intakte Wurzelsysteme zu infizieren und damit zum Absterben zu bringen, zum anderen in der Gefahr des Erzeugens einer Weißfäule, welche den Baum von der Wurzel ausgehend bis in den Wipfelbereich schädigen kann.

Nach Angaben der Professur für Forstbotanik der Universität Freiburg ist dieser Erreger für ca. 10 % der Stammholzentwertung in Europa verantwortlich. Neben der eigentlichen Holzentwertung sind Folgeschäden nach der Ausbreitung der Holzfäule im Stamm zu erwarten. Dazu gehört in erster Linie die erhöhte Prädisposition gegenüber Sturmereignissen.

Vorgeschädigte Fichten zeigen eine deutlich stärkere Anfälligkeit für Windwurf und Windbruch und der damit einhergehenden Gefahr der Besiedelung des Schadholzes durch holz- und rindenbrütende Insekten.

Als Wirtsbaum wird überwiegend die Fichte befallen. Kiefern, Lärchen und Douglasien können ebenfalls infiziert werden, jedoch steigt hier die Weißfäule nicht so weit im Stamm auf. Der Schaden liegt bei diesen Baumarten eher in der Schwächung und Zerstörung des Wurzelsystems und den damit verbundenen Zuwachs- und Vitalitätsverlusten, bis hin zum Absterben der befallenen Bäume.

Überwachung

Effiziente Überwachungsverfahren für Heterobasidion spec. existieren zurzeit nicht. In Thüringen wird im Rahmen des Waldschutzmeldedienstes die Schadholzmenge durch Rotfäule erfasst, welche im Rahmen des Holzeinschlages erkannt wird.

Im Zuge der Verkehrssicherungspflicht wird empfohlen, ältere Fichten in Risikobereichen wie Straßenrändern oder im öffentlichen Grün, auf den Befall mit Rotfäule zu prüfen, um ggf. Einschränkungen in der Standsicherheit und Bruchfestigkeit rechtzeitig zu erkennen.

Bekämpfungsmaßnahmen

Nach erfolgter Infektion von Bäumen oder ganzen Bestandesteilen sind wirksame Gegenmaßnahmen nicht mehr möglich. Auch eine umgehende Sanierung und Entfernung befallener Bestandesmitglieder, wie es im Rahmen der sauberen Waldwirtschaft im Hinblick auf Borkenkäferbefall empfohlen wird, bleibt wirkungslos. 

Zum Schutz von Kiefern in bislang symptomfreien Beständen hat das Aufbringen von  Sporensuspensionen des Riesenrindenpilzes (Phlebiopsis gigantea) unmittelbar nach der Fällung auf die frischen Stubben Wirkung gezeigt.

Die handelsüblichen Präparate mit dieser Sporensuspension können durch Aufsprühen oder Streichen ausgebracht werden und sind in der Regel mit einem Farbstoff versetzt, um eine Kontrolle der Ausbringung zu ermöglichen. Der Befall der Stubben soll sich somit um bis zu 80 % vermindern lassen. Vor der Anwendung solcher Mittel sind jedoch grundsätzlich die aktuell geltenden rechtlichen Bedingungen zu prüfen.

Ähnliche Verfahren zum Schutz vor der Ausbreitung der Rotfäule an Fichte wurden bisher nicht entwickelt. Hier bleiben als Vorbeugung nur der standortgemäße Anbau der Fichte sowie eine bodenschonende Holzernte zur Vermeidung von Wurzelschäden, um dem Pilz möglichst wenige Angriffsmöglichkeiten zu schaffen.

Die in den Fichtenanbaugebieten häufig auftretenden Schälschäden durch Rotwild sind in der Regel nicht für die Ausbreitung der durch Heterobasidion spec. verursachten Rotfäule ursächlich. Hier spielen vorrangig Wundfäuleerreger wie z. B. der Blutende Schichtpilz (Stereum sanguinolentum) eine maßgebliche Rolle. Im Ergebnis der Infektion mit diesem Erreger entsteht, ebenso wie bei Heterobasidion spec., eine holzentwertende Weißfäule im Stammbereich.