Waldschutz

Grüner Eichenwickler (Tortrix viridana)

Falter des Grünen Eichenwicklers (Foto: Jörg Thiel)
Larve (Foto: Mathias Stürtz)
Kahlfraß durch den Grünen Eichenwickler (Foto: ThüringenForst)
Blattwickel (Foto: Mathias Stürtz)

Befallsmerkmale

Die Raupen fressen von Ende April bis Mai in den Eichenbeständen. Die Junglarven bohren sich in die aufgehenden Knospen. Der Fraß beginnt in der Oberkrone der Bäume. Typisch sind die Blattwickel der älteren Raupen.

Forstliche Bedeutung

In der Regel sterben die Waldbestände nach einmaligem Kahlfraß nicht in größerem Umfang ab, da der Blattverlust durch einen zweiten Blattaustrieb im Juni (Johannistrieb) kompensiert wird. Erst bei wiederholtem Kahlfraß durch den Grünen Eichenwickler, vor allem, wenn er in Kombination mit dem Gemeinen Frostspanner und Schwammspinner oder anderen Schadfaktoren (Eichenmehltau und anderen) auftritt, muss mit größeren Ausfällen im Bestand gerechnet werden.

Überwachung

Die Überwachung erfolgt durch Auszählen der Eiräupchen an Zweigen in Photo-Eklektoren zu Ende des Winters durch die Hauptstelle für Waldschutz im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha. Die Intensität der Blattverluste ist letztlich von der Koinzidenz von Raupenschlupf und Aufbruch der Knospen abhängig, d. h. wie viel Blattmasse steht den Räupchen als Nahrung nach dem Schlupf aus den Eiern zur Verfügung.            

Bekämpfungsmaßnahmen

Bei mehrjährigem Kahlfraß und vorgeschädigten Beständen kann eine Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln notwendig werden. Kontakt mit dem zuständigen Forstamt aufnehmen.

Gemeiner Frostspanner (Operophtera brumata)

Raupe des Gemeinen Frostspanners; typische Fortbewegungshaltung von Spannern (Foto: ThüringenForst)
Frostspanner-Männchen in Leimringfalle (Foto: Mathias Stürtz)
Frostspanner-Weibchen (Foto: ThüringenForst)

Befallsmerkmale

Die Raupen des Gemeinen Frostspanners fressen im Mai/Juni in den Eichenbeständen. Der Fraß beginnt jedoch anders als beim Grünen Eichenwickler im unteren Kronenbereich.

Forstliche Bedeutung

In der Regel sterben die Waldbestände nach einmaligem Kahlfraß nicht in größerem Umfang ab, da der Blattverlust durch einen zweiten Blattaustrieb im Juni (Johannistrieb) kompensiert wird. Bei wiederholtem Kahlfraß durch den Gemeinen Frostspanner, vor allem, wenn er in Kombination mit dem Grünen Eichenwickler und Schwammspinner oder anderen Schadfaktoren (Eichenmehltau u.a.) auftritt, muss mit größeren Ausfällen im Bestand gerechnet werden.

Überwachung

Zur Überwachung der Population wird der Schwarmflug ab Mitte Oktober mittels Leimringen überwacht. Zu beachten ist, dass nur die Männchen vollständig ausgebildete Flügel besitzen. Bei den Weibchen sind nur noch Stummelflügel vorhanden (flugunfähig). Die Intensität der Blattverluste wird letztlich von der Koinzidenz von Raupenschlupf und Aufbruch der Knospen abhängig sein.

Bekämpfungsmaßnahmen

Bei mehrjährigem Kahlfraß und vorgeschädigten Beständen kann eine Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln notwendig werden. Kontakt mit dem zuständigen Forstamt aufnehmen.

Schwammspinner (Lymantria dispar)

Falter des Schwammspinners (Foto: Jörg Thiel)
Raupe des Schwammspinners (Foto: ThüringenForst)
Eigelege (Eischwamm) auf der Rinde (Foto: ThüringenForst)
Kahlfraßbild an Eichen (Foto: Dr. Ulf Baier)

Befallsmerkmale

Fraß der Raupen vorzugsweise an Eiche aber auch an Hainbuche, Buche oder Obstbäumen. Auffallend sind die behaarten Raupen, die bis zu 8 cm lang werden können.

Forstliche Bedeutung

Der Schwammspinner gehört zurzeit neben dem Grünen Eichenwickler und Frostspanner-Arten zu den bedeutungsvollsten Schädlingen an Laubbäumen. Schädigend für unsere Wälder ist der Fraß durch die im April/Mai schlüpfenden Raupen (Nahrungsbedarf einer Raupe ca. 1 m² Blattfläche). Auf Grund der Größe der Raupen und deren ausgeprägtem Fraßverhalten kann es bereits bei einer relativ niedrigen Populationsdichte zu Licht- bzw. Kahlfraß der Bäume kommen.

In der Regel sterben die Waldbestände nach einmaligem Kahlfraß nicht in größerem Umfang ab. Bei wiederholtem Kahlfraß durch den Schwammspinner, vor allem, wenn er in Kombination mit dem Grünen Eichenwickler bzw. Frostspanner-Arten auftritt, muss mit größeren Ausfällen im Bestand gerechnet werden. Treten Schwammspinner und Grüner Eichenwickler bzw. Frostspanner-Arten während einer Massenvermehrung gemeinsam in einem Bestand auf, wird auch der Johannistrieb mit geschädigt.

Überwachung

Während der Herbst- und Wintermonate sollte in allen Eichen- und Eichenmischbeständen auf trockenen, warmen Standorten, welche nach Süden bzw. in Südwestrichtung exponiert sind, aufmerksam nach den Eischwämmen gesucht werden. Werden Eischwämme in den Beständen gefunden, so sollte in jedem Fall das zuständige Forstamt zur Beratung bzw. zur Absprache der weiteren Maßnahmen herangezogen werden.

Bekämpfungsmaßnahmen

Bei mehrjährigem Kahlfraß und vorgeschädigten Beständen kann eine Bekämpfung mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln notwendig werden. Kontakt mit dem zuständigen Forstamt aufnehmen.

Eichen-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)

Falter des Eichenprozessionsspinners (Foto: Mathias Stürtz)
Raupen des Eichenprozessionsspinners (Foto: K. Möller, LFE Brandenburg)
Gespinst mit Ruapen an einem Baumstamm (Foto: Jörg Thiel)
Raupennest am Eichenstamm (Foto: K. Möller, LFE Brandenburg)
Pheromonfalle (Foto: Mathias Stürtz)

Befallsmerkmale

Die nachtaktiven Schmetterlinge sind unscheinbar grau gefärbt mit dunkleren, schwach ausgeprägten Querlinien und fliegen von Ende Juli bis in den September. Ab Mitte April bis Mai schlüpfen die orangebraunen, langbehaarten Eiräupchen.

Im letzten Larvenstadium sind die Raupen etwa 4 cm lang.  Die Raupen wandern gesellig in langen Einzelreihen (Prozessionen) zwischen ihren Ruheplätzen und den Fraßplätzen in der Baumkrone. Die älteren Raupen bilden mit Kot und Häutungsresten gefüllte bis zu 1 m lange Gespinstnester an Stämmen und in Astgabeln.

Die mit Widerhaken versehenen Brennhaare entwickeln sich ab dem 3. Larvenstadium und nehmen mit jeder Häutung zu. Diese Brennhaare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein.

Forstliche Bedeutung

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners können völligen Kahlfraß verursachen. Durch das hohe Regenerationsvermögen der Eichen (Johannistrieb) kann einmaliger Kahlfraß gut kompensiert werden. Bei mehrjährigem starkem Fraß wird die Vitalität der Eichen aber so geschwächt, dass es zum Absterben von Bäumen kommen kann.

Vor allem wenn andere Vertreter der Eichenfraßgesellschaft bzw. Folgeschädigungen wie Mehltaupilze und Eichenprachtkäferbefall hinzukommen, muss mit der Auflösung bzw. Entmischung ganzer Bestände gerechnet werden.

Gesundheitsgefährdung

Die gesundheitliche Gefährdung für den Menschen geht von den in den Brennhaaren enthaltenen Gift Thaumetopoein der älteren Raupen aus. Die feinen Brennhaare werden durch Wind weit verdriftet und die Giftwirkung der Haare kann über mehrere Jahre anhalten.

Nach Kontakt mit den Raupenhaaren kann das Giftprotein eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslösen, die sich in verschiedenen Symptomen äußern kann.

Überwachung

Seit 2007 führt die Hauptstelle für Waldschutz im Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum in Gotha zum Nachweis dieses Schmetterlings ein Monitoring mittels Pheromon­fallen durch.

Bekämpfungsmaßnahmen

Eine Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners kann aus Gründen des Gesundheitsschutzes oder des Pflanzenschutzes notwendig werden. 

Eichenmehltau (Microsphaera alphitoides)

Vom Eichenmehltau befallene Eichenblätter (Foto: ThüringenForst)

Befallsmerkmale

Auf den Blättern von beiden heimischen Eichenarten bilden sich weiße unterschiedlich große Flecken, die die ganze Blattoberfläche überziehen können. Blätter erscheinen dann wie mit Mehl bestäubt. Stark infizierte Blätter rollen sich oft ein und können absterben.

Forstliche Bedeutung

Der Pilz besiedelt vor allem junge Blätter (Johannistrieb). Bei starkem Befall ist die Assimilationsleistung der Blätter eingeschränkt. Ein hoher Infektionsdruck besteht im Sommer (starke Sonneneinstrahlung, niedrige Luftfeuchtigkeit) durch die Freisetzung von Sporen. Hohes Schadpotenzial für ältere Eichen in Kombination mit Insektenfraß und abiotischen Schadfaktoren (Luftschadstoffe). Jungpflanzen sind durch den Pilz besonders gefährdet.

Bekämpfungsmaßnahmen

Eine chemische Bekämpfung des Eichenmehltaus mit einem zugelassenen Fungizid ist nur in Pflanzgärten und jungen Kulturen sinnvoll und gestattet.

Eschentriebsterben

Welke Blätter (Foto: ThüringenForst)
Verfärbung des abgestorbenen Rindengewebes (Foto: ThüringenForst)
Verfärbungen im Längsschnitt (Foto: ThüringenForst)
Abgestorbener Eschentrieb an einer Jungpflanze (Foto: ThüringenForst)
Verfärbungen des Holzes im Querschnitt (Foto: ThüringenForst)
Abgestorbene Triebe an Altbäumen sowie charakteristische Verbuschungen (Foto: ThüringenForst)

Mitte der 90er-Jahre wurde an der Gemeinen Esche (Fraxinus excelsior) in den baltischen Staaten, später in Polen eine neu auftretende Trieberkrankung beobachtet. 2006 konnte die bisher unbekannte Pilzfruchtform Chalara fraxinea KOWALSKI ausgemacht werden.

Anhand von DNA-Analysen gelang  im Frühjahr 2010 die Identifikation des Pilzes Hymenoscyphus pseudoalbidus (Falsches Weißes Stengelbecherchen) als Verursacher des Eschentriebsterbens. Mittlerweile hat sich das Falsche Weiße Stengelbecherchen in über 28 Ländern Europas etabliert und ist nahezu flächendeckend in Thüringen anzutreffen.

Krankheitssymptome

Erste Symptome des Eschentriebsterbens sind Welkeerscheinungen im Sommer, welche mit einem vorzeitigen Blattausfall einhergehen. Charakteristisch ist, dass die Blattstiele noch eine längere Zeit am Trieb verbleiben.

Das Myzel des Pilzes dringt vom Blatt aus weiter in das unverholzte Mark der Zweige und Triebe vor. Nach einer erfolgreichen Besiedlung in Längsrichtung folgt eine weitere Ausdehnung  im verholzten Bereich. Das abgestorbene Rindengewebe weist eine gelbliche bis blass ocker-violettbraune oder sogar kupferrötliche Färbung auf.

Treten die Rindennekrosen stängelumfassend auf, führt dies zur Unterbrechung der Wasserversorgung, was ein Absterben des darüber liegenden Triebbereiches zur Folge hat. Die Pflanze reagiert darauf mit einem starken Austrieb von „schlafenden“ Knospen unterhalb der infizierten Triebe.

Bei mehrjährigen, starken Zurücksterben der Triebe führt dies zur Verbuschung, einer veränderten Verzweigungsstruktur und häufig zum Absterben der Pflanze. 

Vorkommen

Betroffen sind Eschenbestände aller Altersklassen auf den unterschiedlichsten Standorten, Bäume in der offenen Landschaft sowie Jungpflanzen in Baumschulen.

Schadsituation

Es ist davon auszugehen, dass sich Eschen mit Schadsymptomen sowie der Erreger des Eschentriebsterbens in ganz Thüringen nachweisen lassen. Da die Übertragung der Sporen durch Wind erfolgt, besteht ein hohes Infektionsrisiko.

Nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand ist deshalb damit zu rechnen, dass sich die Befalls- und Ausfallrate auf den Flächen in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird. Bei den Erhebungen gelang jedoch auch der Nachweis sehr gesunder Eschen.   

Fazit

Die Esche ist aktuell als risikoreiche Baumart in Thüringen einzuschätzen. Deshalb wird bis auf Weiteres ein Verzicht von Eschenpflanzungen empfohlen. Entsprechend erfolgt derzeit im Privat- und Körperschaftswald keine Förderung von Aufforstungen mit dieser Baumart.

Anstelle der Esche sollte je nach Standort auf Alternativbaumarten wie Ahorn, Linde, Hainbuche, Vogelkirsche oder Elsbeere zurückgegriffen werden. Ältere erkrankte Eschen sollten nicht überstürzt gefällt werden sowie relativ vitale Eschen erhalten und ggf. gefördert werden.

Infolge der primären Schädigung der Esche durch das Eschentriebsterben kann eine Reihe an Sekundärschädlingen auftreten, z.B. rinden- und holzbrütende Borkenkäfer sowie Hallimasch.

Rußrindenkrankheit am Ahorn (Cryptostroma corticale)

Flächiges Absterben und Aufplatzen der Rinde. (Foto: Matthias Stürtz)
Ablagerung der Pilzsporen am Stammfuß bzw. auf den Blattoberflächen
der Bodenvegetation als rußähnliche schwarzbraune Schicht. (Foto: Matthias Stürtz)

Schadorganismus gefährdet lokal einheimische Ahorn-Arten und birgt ein gesundheitliches Risiko für Menschen

Auftreten

Der hauptsächlich in Nordamerika und Teilen Großbritanniens verbreitete Erreger der Rußrindenkrankheit (Cryptostroma corticale) wurde in Deutschland erstmalig 2005 in Baden-Württemberg nachgewiesen. Seit dieser Zeit gibt es weitere lokale Meldungen zum Auftreten dieses Pilzes aus Sachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Im Zuständigkeitsbereich der ThüringenForst-AöR wurde dieser Pilz 2017 erstmalig festgestellt.

C. corticale zählt zu den Schadorganismen, die von den klimatischen Veränderungen, in erster Linie von den sehr trockenen Sommerphasen mit überdurchschnittlich heißen Tagen profitieren. Potenziell gefährdet sind deshalb Ahorn-Arten (Acer spec.) jeglichen Alters, welche als Einzelbäume oder im Bestand aufgrund mangelnder Niederschläge und hoher Sommertemperaturen, eine erhöhte Prädisposition gegenüber C. corticale aufweisen. Dies ist darin begründet, dass zum einen die Entwicklung dieses Pilzes bei hohen Temperaturen besonders gefördert wird, zum anderen die Bäume bei mangelnder Wasserversorgung (Trockenstress) besonders anfällig gegenüber diesem Schaderreger sind.

Befallsmerkmale

Je nach Befallsstadium sind folgende Symptome vorzufinden (Frühphase des Befalls):

• Welkeerscheinung und deutliche Blattverluste, anfänglich nur in Teilen der Krone.
• Absterbeerscheinungen und Trocknis an starken Ästen, beginnend im oberen Kronendrittel und nach unten fortschreitend.
• Längs verlaufende Rindenrisse und Nekrosen an der Stammoberfläche, zum Teil mit Schleimfluss einhergehend. Spätphase des Befalls
• Flächiges Absterben und Aufplatzen der Rinde.
• Ausbildung einer massiven, puderartigen Schicht von Pilzsporen auf der Stammoberfläche in den Bereichen der abgeplatzten Rinde.
• Ablagerung der Pilzsporen am Stammfuß bzw. auf den Blattoberflächen der Bodenvegetation als rußähnliche schwarzbraune Schicht.

Mehr Informationen und Bildmaterial im Merkblatt Rußrindenkrankheit (PDF)

Durch C. corticale befallene Bäume können über mehrere Jahre diese Symptome aufweisen, bei optimalen Entwicklungsbedingungen für den Pilz kann das vollständige Absterben auch innerhalb einer Vegetationsperiode erfolgen.

Verbreitung

Die massenhaft vorhandenen Pilzsporen werden durch den Wind verbreitet bzw. durch Niederschläge von den Stämmen abgespült.

Gesundheitsgefährung für den Menschen

Bei der Verbreitung durch den Wind sowie bei intensiven Arbeiten im Zuge des Holzeinschlages und der Manipulation des Holzes besteht eine hohe Exposition für die menschlichen Atemwege. Die atemwegssensilibierende Wirkung der Sporen von C. corticale kann zu einer Entzündung der Lungenbläschen (exogen- allergische Alveolitis) führen. Symptome einer Erkrankung zeigen sich beim Menschen in Form vom Reizhusten, Fieber und Atemnot.

Bei Arbeiten an betroffenen Bäumen bzw. in betroffenen Beständen sind deshalb unbedingt Arbeitschutzmaßnahmen wie beispielsweise das Tragen von Augenschutz, Atemschutz (Vollmaske mit Partikelfilter P3) und Schutzbekleidung, einzuhalten. Ausführliche Informationen dazu geben die zuständigen Behörden für Arbeits- und Gesundheitsschutz.